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Wermuth-Macht

“…das war ein schwerer, strategischer Fehler, ohne den die Deutschen die Ostfront…” Das Stirnrunzeln des Wirtes, der hinter dem Tresen der reaktionären Debatte dreier Veteranen der Tresenfront beiwohnt, erinnert den Verfasser an eine Figur aus Star Wars, er weiß nicht genau an welche, Obi-Wahn, den Stammesältesten der Baumärkte? Weiß er nicht. Zu lange her. Als Jugendlicher hatte er den ersten Teil gesehen, mit seiner Mutter, die beim Anblick…Chewbakers?…laut und vernehmlich schluchzte: Wie niedlich… Der Geist von Eckkneipen der 70er Jahre legt sich als düsterer Schleier über den Verfasser. Er sitzt mitten unter den Militaristen, es sind seine Saufkumpane. Es ist wie zu Studentenzeiten, nur, daß er unmerklich die Positionen gewechselt hat. Das Publikum an den Tischen ist jung und links, am Tresen sitzen die unverbesserlichen Faschos, die auf die Rente zugehen, und sich ihre Einsamkeit mit Betonköpfen gleicher Gesinnung als Kameradschaft schön trinken. Früher saß er selber an diesen Tischen, und die am Tresen waren aus einer fossilen Generation, die ihm so wesensfern war, daß er sie nicht einmal verabscheuen konnte. Jetzt gehört er selbst zu den Wesensfernen und teilt sein Entsetzen mit dem Wirt, der denkt, früher in meiner Stammkneipe stand der Wirt ebenso abwesend dabei wie ich jetzt, und er kam mir alt, verbraucht und resigniert vor… “Hier”, weckt den Wirt ein Neuankömmling aus seiner Trance, und drückt ihm eine DVD in die Hand “extra für Dich gebrannt.” “Ego-Shooter?” “Wolvenstein Extended Version” “Geil. Die ganze Nacht SS-Schergen über den Haufen knallen.” Morgen, denkt der Wirt, findet eine Verwechslung statt. Ich werde wie ein gefangener Wolf hinterm Tresen unruhig auf- und abmarschieren, bis die drei Panzer-Fetischisten auflaufen, und dann die Pump-Gun hervorholen und für jeden abgemurksten Nazi bekomme ich drei neue Leben… “Mein Glas hat ein Loch”, gibt der Verfasser eine Bestellung auf. “Hast Du eigentlich noch Urlaub?”, fragt ihn milde einer der Militaristen. “Ne”, sagt der Verfasser, “im Urlaub trinke ich nicht”.